- 50 Jahre Zeltlager des TSV Annweiler im Bürgerwald
Wenn am 15. Juni das Jugendzeltlager der Leichtathletikabteilung des TSV Annweiler eröffnet wird, kann der Verein auf sage und schreibe 50 Jahre zurück blicken.
Und es begann nicht als kleines zartes Pflänzchen, sondern bereits 1964 unternahmen die Leichtathleten mit 25 Personen eine Fahrradtour nach Waldfischbach, wo auf dem Obstgarten-Grundstück des damaligen Vorsitzenden des Leichtathletikverbandes Pfalz Gerd Hornberger – im Übrigen Gewinner der Bronzemedaille mit der 4 x 100 m Staffel bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin – drei Tage lang gezeltet wurde. Initiator und Organisator war der damalige Abteilungsleiter der Leichtathletikabteilung, Hermann Krieg Senior. Aufgrund des großen Erfolges wurde die gleiche Tour im Jahr darauf wiederholt. Und alle Beteiligten waren sich darüber einig, dass es auf alle Fälle erneut ein Zeltlager geben solle, nach Möglichkeit aber länger als ein Wochenende.
Der damalige Oberrevierförster des Annweiler Bürgerwalds, Karl Rahm, ein guter Freund von Hermann Krieg, machte den Vorschlag, das Zeltlager in unmittelbare Nähe seines Forsthauses stattfinden zu lassen. Genau auf derselben Fläche wie heute wurden 1966 in den Sommerferien erstmals rund 12 Zelte für 20 Kinder und 5 Betreuer aufgebaut. Als Waschstelle diente der Brunnen direkt am Forsthaus, für die Notdurft wurde ein Donnerbalken für die Jungs gegraben, die Mädchen durften im Forsthaus auf die Toilette gehen. Gekocht wurde auf einem alten Herd, überdacht von einer einfachen Zeltplane, oder an einem offenen Lagerfeuer. Ein kleiner Auszug aus dem damaligen Speiseplan: Frühstück mit Butterbrot und Marmelade, zum Mittagessen Gemüseeintopf mit Würstchen oder Nudeln mit Hackfleisch, abends Brot mit Wurst und Käse, dazu als Getränk meist Pfefferminz- oder Früchtetee. Einen Kühlschrank gab es nicht, aber das kühle Kellerloch im Forsthaus durfte mitbenutzt werden.
Die Beliebtheit des Zeltlagers nahm ständig zu, dadurch aber auch der Aufwand für die Betreuer. Der Stadtbürgermeister Theo Leyendecker, sportbegeistert und häufiger Besucher im Bürgerwald, brachte die entscheidende Idee ein, nämlich auf dem städtischen Gelände am Rande der Zeltwiese eine feste Unterkunft in Form eines Holzhauses zu errichten. Da die Vereinskassen keine Überschüsse aufwiesen, war von Anfang an klar, dass sehr viel Engagement und Selbsthilfe notwendig sein würden. Der Zufall wollte es – im Eußerthaler Wald war günstig ein Waldblockhaus zu verkaufen, Format 5 x 11 m, mit Küche, Wohnzimmer und einem Schlafzimmer, genau das Richtige!! Und im Jahr 1971 ging es dann rund dort oben. Ein Fundament wurde aus Sandsteinen gesetzt und mit Beton ausgegossen. Die einzelnen Teile brachte ein befreundeter Spediteur zum Forsthaus und 10-15 fleißige Helfer bauten Stück für Stück wieder zusammen. Die unteren Räume standen beim Zeltlager 1971 schon zur Verfügung. In den kommenden Jahren entstanden zusätzlich Toiletten, Waschräume und eine Werkstatt.
In dieser Zeit stieg die Teilnehmerzahl auf über 50 Kinder und Jugendliche. Das tägliche Programm sah vor dem Frühstück eine Runde leichten Sport wie Gymnastik oder Wassertreten und die körperliche Hygiene vor. Danach war Zeltaufräumen und Platzreinigung angesagt, bevor zur täglichen Waldwanderung aufgebrochen wurde. Um 12 Uhr hatte die Küchenchefin Dina Krieg mit ihren Helfern das Mittagessen fertig, dem sich eine Ruhepause bis 15 Uhr anschloss. Der Nachmittag war mit allerlei wechselnden sportlichen und spielerischen Aktivitäten angefüllt – so bereiteten sich die Teilnehmer auf die Prüfungen zum Sportabzeichen vor, verschiedene Lauf- und Staffelspiele, Ball über die Schnur und Fußball wurden angeboten. Um 18.30 Uhr läutete die Kuhglocke laut über das ganze Gelände und lud zum Abendessen ein. Lieder und lustige Spiele und Tänze am Lagerfeuer bildeten den Rahmen für einen geselligen Tagesabschluss. Vor der Bettruhe wurde gemeinsam ein Abendlied gesungen und die Turnerfahne mit den vier F für „Frisch Fromm Fröhlich Frei“ eingeholt. Zu den festen Ritualen jeden Zeltlagers gehörte u.a. eine Abendwanderung zum Luitpoldturm mit Erleben des Sonnenuntergangs, Wanderungen nach Hofstätten oder zum Kirschfelsen und ins Felsental. Nur im Jahr 1984 fielen fast alle Wanderungen aus, weil ein heftiger Sturm im Frühsommer die Wanderwege unpassierbar gemacht hatte. Selbst das Haus und die Toiletten/Werkstatt wurden durch umfallende Bäume beschädigt. In selbstlosem Einsatz gelang es dem TSV dennoch auch dieses Zeltlager durchzuführen.
Aber nicht nur Sport allein stand im Mittelpunkt des Lagerlebens, sondern auch Lernen fürs Leben gehörte stets dazu. Regelmäßig ließen die Förster, über viele Jahre Wolfgang Krüger und heute Harald Düx, die Jugendlichen an Baumfällungen und Waldarbeit teilhaben, eine Pilzexpertin erläuterte ausführlich die heimische Pilzwelt, ob essbar oder giftig, Zahnärzte kümmerten sich in lockerem Gespräch und mit hilfreichen Ratschlägen um die Verbesserung der Zahnpflege. Besonders zu erwähnen sind die Besuche des Annweilerer Forstexperten Prof. Dr. Hailer mit interessanten Führungen und Erläuterungen zur heimischen Tier- und Pflanzenwelt im Pfälzerwald. Und in den letzen Jahren bereicherte die Richterin Christine Neu aus Annweiler die abendlichen Runden, indem sie in anschaulicher Weise das doch so trocken wirkende Gerichtswesen erlebbar machte und für jegliche Fragen zu rechtlichen Dingen zur Verfügung stand. Faszinierende Einblicke in die Kunst der Seifenblasenfiguren gewährten Dr. Rolf Mayrhofer und seine Gattin Eike.
Krönender Abschluss jedes Zeltlagers ist der letzte Lagerabend, an welchem auch die Eltern teilnehmen dürfen und wo die Jugendlichen Pokale für leichtathletischen Dreikampf, den Hermann-Krieg-Ehrenlauf bekommen und der Kulturpreis für die beste außersportliche Leistung verliehen wird, ferner die Urkunden und Nadeln für die errungenen Deutschen Sportabzeichen.
Prominentester Besucher in 50 Jahren Zeltlager war der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck. Auch die Landräte vom Kreis Südliche Weinstraße haben sich regelmäßig oben eingefunden, ebenso die Bürgermeister von Stadt und Verbandsgemeinde – besonders beliebt, weil dabei immer leckeres italienisches Eis spendiert wurde, sehr willkommen bei sommerlichen Temperaturen. Sachgeschenke wie Bälle, Sprungseile oder Malfarbenkästen verteilten die einheimischen Banken, aber auch deren Süßigkeiten waren begehrt.
Prominentester Teilnehmer selbst im Zeltlager war als Jugendlicher der heutige Speerwurfbundestrainer Boris Henry, bekanntermaßen verheiratet mit der Speerwurfolympiasiegerin Christine Obergföll. Henry kam über eine sehr rege Sportfreundschaft des TSV mit dem TV Ludweiler/Saarland in den 90ern mehrfach in den Bürgerwald. Und aktivster und ausdauerndster Beteiligter ist Hermann Krieg Junior, der Sohn des früheren Abteilungsleiters. Bereits mit 15 Jahren in Waldfischbach mit von der Partie ist er seit 1976 der offizielle Lagerleiter und Cheforganisator. In diesem Jahr heiratete er auch seine Frau Helge, welche er – welch außergewöhnlicher Zufall – in einem der Zeltlager kennen gelernt hatte. Er kann somit in diesem Jahr auf sage und schreibe 52 Jahre regen und abwechslungsreichen Lagerlebens zurückblicken. Der Festtag zum 50. Zeltlager am Annweiler Forsthaus findet am 23. Juli ab 18.00 Uhr statt. Hierzu sind alle ehemaligen Lagerteilnehmer und die Bevölkerung herzlich eingeladen. Wer noch Bilder von früheren Zeltlagern besitzt und sie für eine Bildergalerie am Festtag entbehren kann, soll sie bitte mit Angabe der Jahreszahl an Hermann Krieg, Friedhofweg 7 in Annweiler, schicken
Wer sich für das Zeltlager in diesem Jahr anmelden möchte, kann dies bereits jetzt schon bei Familie Hermann Krieg unter der Rufnummer 06346/7238 oder unter der Internetadresse www.tsv-zeltlager.de tun. Das Lager findet vom 15. bis 28. Juli statt für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 15 Jahren. Hierbei sind wirklich alle herzlich willkommen, es wird keine Mitgliedschaft in einem Verein vorausgesetzt.
Pressebericht vom 12.05.2016 im „Trifels Kurier Annweiler“